Samstag, 25. Mai 2013

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Nach meinem letzten 1-Tag-Leseerlebnis nahm ich direkt das zweite Buch meines jüngsten Einkaufes zur Hand und freute mich auf eine schönes Liebesgeschichte.

Dieses Buch ist wieder etwas dicker, was mich zuerst auch etwas abgeschreckt hat, denn ich fliege lieber durch Bücher und muss sie so schnell wie möglich erlegen ;-)
Aber ich habe für dieses dickere Buch auch nicht lange gebraucht.
Von daher alles in Ordnung.

Jojo Moyes - Ein ganzes halbes Jahr
rowohlt Polaris
526 Seiten
14,99€
Lesedauer: 2 Tage

Kurzbeschreibung Buchrücken:
Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt.
Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird - und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.

Meine Meinung:
Wie gesagt habe ich mich auf eine schöne Liebesgeschichte gefreut. In letzter Zeit habe ich doch eher zu Thrillern, Erotikromanen oder Jugendbüchern mit zarten Liebesgeschichten gegriffen. Aber ich hatte mal lieber Lust auf ein Buch über eine reife richtige Liebe.
Aber was ich hier lesen musste hat mich echt mitgenommen und ich musste seit Jahren mal wieder bei einem Buch ein paar Tränchen verdrücken.

Die Geschichte beginnt mit einem Schicksalsschlag für Will. Wir erfahren in einer Rückblende wie er durch einen schlimmen und unverschuldeten Unfall im Rollstuhl gelandet ist.
Und dabei wollte er nur schnell die Straße überqueren, als er erfasst wurde und von da an teilweise gelähmt war.
Schrecklich ... Man geht wie jeden Tag über die Straße und BANG. Das Leben verändert sich komplett und damit muss man erstmal klarkommen.

Auch Louisas Leben verändert sich, wenn auch nicht so rapide. Sie führt eigentlich ein ganz normales bescheidenes Leben mit ihrer Familie, ihrem Freund und ihrem Job in einem kleinen Café. Natürlich gibt es in ihrem Leben auch die kleinen Alltagsprobleme in der Familie, mit dem Freund oder dem knappen Geld, aber eigentlich ist sie zufrieden.
Bis Louisa ihren Job verliert, weil das Kaffee schließen muss. Und alles ändert sich ...
Louisa gerät in eine kleine Krise, versucht sich aber davon zu befreien und sucht sich einen neuen Job. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man in einem kleinen Ort wohnen bleiben möchte.
Irgendwann gerät sie an einen Pflegejob, woran sie nie im Leben gedacht hätte.
Sie soll für 6 Monate Will pflegen, der wie erwähnt im Rollstuhl sitzt. Will hat einen Pfleger für Therapie, Medikamente usw. Aber die wohlhabende Familie sucht eine Betreuung für den ganzen Tag, damit Will nicht allein ist und Hilfe im Alltag bekommt.
Louisa nimmt den Job des Geldes wegen an und begibt sich in das Abenteuer Will.
Und es ist wirklich ein Abenteuer, denn Will macht es ihr nicht gerade leicht. Er ist mürrisch, unfreundlich und will Louisa nicht ständig um sich haben.
Aber Louisa beisst und will es versuchen, auch wenn sie zu kämpfen hat. Sie fühlt sich mit Will's Art und seiner Pflege überfordert, aber sie kann den Job nicht schmeissen.
Und nach einer Zeit merkt sie, dass Will sich etwas öffnet oder zumindest ab und an mit ihr spricht oder scherzt.
Doch ihre Freude wird schnell wieder getrübt, als sie mitbekommt, dass Will vor hat sich nach Ablauf dieser 6 Monate das Leben zu nehmen.
Lou kann mit dieser Information nicht umgehen und weiss nicht wie sie sich verhalten soll.
Sie weiss nur, dass sie Will überzeugen möchte sein neues Leben zu akzeptieren und trotz seines Zustandes so gut es geht zu genießen.
Gemeinsam mit ihrer Schwester und dem Pflege Nathan überlegt sie sich, wass sie mit Will unternehmen kann, um ihn ins Leben zurück zu holen.
Sie ist sich sicher Will von seinem Vorhaben abzubringen ...

Jetzt, wo ich wieder an die zweite Hälfte des Buches denke, kommt dieses unangenehme Kribbeln in mir auf. Die Geschiche lief langsam an und war nicht besonders fesselnd. Aber ich interessierte mich immer mehr für die Entwicklung von Lou und Will und freute mich mit Louisa über jeden Fortschritt, den sie bei Will machte. Ich fieberte regelrecht der nächsten Unternehmungen entgegen.
Aber noch mehr fieberte ich der Liebe der beiden entgegen. Natürlich konnte man sich von Anfang an denken, dass die beiden sich nähern. Doch es sollte recht lange dauern.
Ich fand den Zustand von Will von Anfang an schlimm und möchte mir nicht ausmalen, wie es mir in seiner Situation gehen würde. Aber ich war die ganze Geschichte über guter Dinge und war der Überzeugung Lou schafft es Will zu zeigen, wie toll das Leben dennoch sein kann.
Auch wenn ich hier schon spoiler muss ich dennoch etwas verraten, andeuten, um meine Meinung und Gefühle zu beschreiben.
Es entwickelte sich ein Rennen um die Zeit voller Hoffnung für Louisa und auch für mich als Leser. Ich konnte das Buch gestern daher nicht mehr aus der Hand legen. Schritt für Schritt kamen wir dem Ende der 6 Monate entgegen. Und Schritt für Schritt nahm Will Louisas Hilfe an, was mich so glücklich machte. Ich gönnte es Will so sehr.
Aber das Ende war einfach nur schrecklich. Ich konnte so mitfühlen ... aber mit beiden.

Beziehen wir die Geschichte mal auf die Realität ... Kann man da Wills Handeln nachvollziehen? Ich bin geteilter Meinung. Ich kann seine Argumente und Beweggründe verstehen. Und mir zerreisst es das Herz wenn ich mir vorstelle, dass viele Menschen in der Situation von Will sind. Ich weiss nicht wie und ob ich damit Leben könnte. Aber Selbstmord ... wäre das eine Option für mich? Ich kann es mir nicht vorstellen, aber ich denke man kann sich nicht mal ansatzweise in die Situation von Will zu versetzen. Er wollte so nicht Leben, obwohl er verliebt war. Und er wollte Louisa bis zum Ende bei sich haben. Sich selbst noch so einen Herzschmerz zufügen ... unfassbar.

Und Louisa? Auch mit ihr konnte ich mitleiden. Ich hätte alles getan, um meinen Patienten zum Leben zu bewegen. Und erst recht, wenn richtige Gefühle ins Spiel kommen. Wie schlimm muss es sein, seine Liebe sterben zu sehen oder in den Tod zu begleiten. Wahrscheinlich hätte ich aus Angst vor dem seelischen Schmerz viel früher die Flucht ergriffen als Louisa. Aber ist das fair dem Kranken gegenüber? Flüchten, um sich selber zu retten? Nein, das ist nicht fair.
Und so fand ich Lou's Entscheidung in die Schweiz zu reisen sehr, sehr stark.
Ich mag mir das Gefühl der letzten Stunde, der letzten Worte nicht vorstellen. Der Gedanke daran bringt mich schon wieder zu einzelnen Tränchen.
Aber es gibt solche Schicksale wirklich und es schadet nicht sich mit solchen Gedanken auseinander zu setzen. Es kann jeden von uns und jeden unserer Lieben treffen...

Auch wenn ich hier nicht die Liebesgeschichte mit dem Ende meiner Wahl vorgefunden habe kann ich sagen, dass dies ein echt gutes Buch ist, was mich noch lange verfolgen wird.
Aber ich kann hier nur 4 Sterne vergeben. Der Anfang hat sich etwas gezogen und natürlich hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht, um dieses Buch perfekt zu machen.
Ich schäme mich dabei und es mag egoistisch sein sich ein anderes Ende zu wünschen, wo es doch so viele Betroffene gibt.
Aber wenn ich das Buch mal als Buch betrachte sind es nur 4 Sterne.

Dennoch empfehle ich euch allen diese Geschichte von Lou und Will. Man muss damit umgehen können.
Oder man muss es lernen.
Schritt ... für Schritt ... für Schritt ... wie die beiden es getan haben ...

Ganz liebe Grüße
BB

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